Rechenaufgabe: Theorie, Einwände ... 

Nach den Regeln der Statistik lässt sich die Wahrscheinlichkeit berechnen, mit der ein Ereignis unter mehreren gleich wahrscheinlichen Ereignissen eintritt, so z. B. beim Würfeln: Das Würfelergebnis hängt nur von physikalischen Faktoren ab, dem Eigenspin des Würfels, seiner Rollgeschwindigkeit, der Beschaffenheit des Untergrunds etc. und wird von diesen physikalischen Faktoren zu 100 Prozent determiniert. Nur weil die Variablen beim Würfeln nicht präzise genug kontrolliert werden können, sagen wir, das Ergebnis unterliege dem Zufall.

••  Alle Systeme, die sich selber überlassen sind, die also – statt durch intentionalen äußeren Eingriff – von Zufällen gesteuert werden, streben einem Zustand größerer Entropie entgegen, das heißt: Sie werden von alleine ungeordnet (Entropiesatz). Das Wachstum von Kristallen ist keine Ausnahme: Durch das Anbinden frei schwebender Moleküle ans Kristall verringert sich lokal die Entropie, aber die (thermische) Entropie im Gesamtsystem nimmt dabei in einem überkompensierenden Umfang zu.

••  Die Gene und die darauf basierende Proteinbiosynthese stellen ein Informationssystem dar. Es reflektiert eine intendierte Ordnung. In einer zufälligen Ordnung steckt keine Intention und darum auch keine Information. Eine zufällige Ordnung ist tatsächlich eine contradictio in adiecto, ein in sich widersprüchlicher Begriff. Die Ordnung, die sich zufällig ergeben kann, ist nur eine scheinbare, eine nach Gestaltprinzipien wahrgenommene Ordnung. Man kann darum nicht die Wahrscheinlichkeit berechnen, dass sich eine intendierte Ordnung zufällig einstellt. Man argumentiert in der Evolutionstheorie klugerweise so: Durch Zufall hat sich eine bestimmte Ordnung eingestellt und nachträglich hat diese Ordnung einen Sinn bekommen, eine Intention, zumindest die Intention des Überlebens und der Vermehrung.

••  Wir unterstellen also ex post facto, dass die im lebenden Organismus vorliegende Nukleotidsequenz intendiert ist, weil sie die Information für eine sinnvolle, intendierte Funktion trägt. Jetzt lässt sich die Wahrscheinlichkeit berechnen, dass sich eine Nukleotidkette bildet, und zwar unter weiteren Annahmen:

1. Es bilden sich von alleine Nukleinsäuren.

2. Es bilden sich von alleine Nukleotidketten.

3. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich an ein Nukleotid x das Nukleotid y anlagert ist genauso groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass sich an ein Nukleotid x das Nukleotid z anlagert.

4. Einmal gebildete kurze oder lange Nukleotidketten zerfallen nicht sehr schnell, sondern bleiben zur weiteren Nutzung verfügbar.

Voraussetzung 1 ist in wässriger Umgebung nicht gegeben, es sei denn, es liegen energiereiche Vorstufen wie Nukleosidtriphosphate vor. Wo kommen sie her? Voraussetzung 2 erfüllt sich in wässriger Umgebung nur in geringem Umfang (siehe MWG) oder dann, wenn spezielle Bedingungen existieren. Voraussetzung 4 ist generell nicht erfüllt. Wir lassen all diese Einschränkungen unter den Tisch fallen und können dann, wie auf der Seite Rechenaufgabe vorgeführt, abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass sich eine biologisch brauchbare Kette aus 350 Nukleotiden von alleine bildet.

••  Ein häufiger Einwand lautet: „Man kann die Wahrscheinlichkeit der Lebensentstehung nicht mit einer Art Kopf-oder-Zahl-Statistik erfasssen, denn im Labor lassen sich unter speziellen Bedingungen erstaunliche Synthesen realisieren.“ Dann müsste man aber fragen und berechnen: Wie wahrscheinlich sind diese speziellen Bedingungen in einer präbiotischen Welt? Als letztes Argument bleibt vielen Menschen dann nur noch: „Es mag sein, dass die Entstehung des Lebens höchst unwahrscheinlich ist, aber ausgeschlossen werden kann sie nicht. Darum glaube ich daran.“

••  Es gibt also so etwas wie einen Glauben an die Evolution. Er ist Erst- und Letztbegründung zugleich: „Auf der Erde gibt es Leben, also muss es irgenwie entstanden sein. Schöpfung ist für mich (aus persönlichen Gründen) keine Option. Es ist darum egal, wie unwahrscheinlich eine zufällige Lebensentstehung ist. Dass wir da sind, ist für mich der Beweis, dass diese unwahrscheinlichen Vorgänge stattgefunden haben.“ Gegen solche Positionen hilft natürlich kein vernünftiges Argument.

••  Ein beträchtlicher Teil der Gene aller höheren Lebewesen kodiert die Veränderungen, die zum Erwachsenwerdern, zum Altern, zu Gebrechlichkeit und Tod führen. Körperlicher Zerfall und Tod ist in allen Lebewesen genetisch vorgegeben. Dieser Umstand bestätigt die schon rechnerisch demonstrierte Unmöglichkeit der Lebensentstehung durch Zufallsprozesse mit einem weiteren Argument: Zu behaupten, dass zufällig entstandene „Alterungsgene“ Einzug in alle Lebewesen hielten, weil die Selbstauslöschung der Individuen ein Selektionsvorteil sei, ist eine Absurdität. Der Selektionsvorteil ist definiert als Überlebensvorteil. Im Kollektiv bedeutet das die höhere Vermehrungsrate.


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