Genesis 1   ➤ Genesis 2   Genesis 3   Genesis 4   Genesis 5   Genesis 6   Genesis 7   Genesis 8

••  1. Mose 2 (Luther-Übersetzung von 1912)

1 Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.
2 Und also vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er machte.
3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, darum dass er an demselben geruht hatte von allen seinen Werken, die Gott schuf und machte.
4 Also ist Himmel und Erde geworden, da sie geschaffen sind, zu der Zeit, da Gott der HErr Erde und Himmel machte.

Vers 4 mutet wie eine unnötige Wiederholung von Vers 1 an. Kompetente Kommentatoren wie Keil & Delitzsch bestehen darauf, dass das Hebräische an dieser Stelle eine Formel ist, die in der Bibel häufig gebraucht wird und nie einen Nachsatz darstellt, sondern immer eine Überschrift, die lautet: „Dies sind die Nachkommen ...“ Dann folgt die Beschreibung der Nachkommenschaft. Die englische King-James-Bibel schreibt: These are the generations of the heavens and of the earth ... In Vers 4 steht also wörtlich: „Dies sind die Nachkommen von Himmel und Erde ... :“ Das Hebräische scheint tiefgründig und macht viel Sinn, denn Adam ist „aus Gott“ (Luk. 3:38... der war ein Sohn des Enos, der war ein Sohn Seths, der war ein Sohn Adams, der war Gottes.), der im Himmel ist und die Schlange (Offenb. 12:9Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.) ist von der Erde (Jak. 3:15Das ist nicht die Weisheit, die von obenherab kommt, sondern irdisch, menschlich und teuflisch.). Vers 4 ist also nicht der Beginn eines „zweiten Schöpfungsberichts“, sondern erklärt die Entstehung des Menschengeschlechts, an dem der Satan Anteil hat („Same der Schlange“).

5 Und allerlei Bäume auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und allerlei Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HErr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und es war kein Mensch, der das Land baute.

Mit Strauch, Kraut und Baum auf dem Felde ist das bezeichnet, was der Mensch für seinen Bedarf anbaut. Nichts von alledem war bisher angebaut und gewachsen. Alles war ausschließlich erschaffen. Der Satz „es war kein Mensch, der das Land baute“ verwundert, war doch der Mensch nach Genesis 1:26Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. nicht fürs Bebauen, sondern für die Aufsicht über die Schöpfung gedacht, hier dann also vielleicht die Aufsicht über das Bebauen mithilfe williger und sprachfähiger Tiere.

6 Aber ein Nebel ging auf von der Erde und feuchtete alles Land.

Das Wasser zur Bewässerung der Erde kam aus der Erde und war nicht Regen von oben. Ähnliches sagt auch Vers 10. Dass es vor der Sintflut nicht regnete, passt gut zu Genesis 9:13Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde., wo Gott erstmalig auf den Regenbogen verweist.

7 Und Gott der HErr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele.

Bei der Erschaffung Evas verfuhr Gott nicht so. Er blies Eva nicht seinen Odem ein, sondern formte sie aus der Rippe Adams, siehe Vers 21 und 22.

8 Und Gott der HErr pflanzte einen Garten in Eden gegen Morgen und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.
9 Und Gott der HErr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
10 Und es ging aus von Eden ein Strom, zu wässern den Garten, und er teilte sich von da in vier Hauptwasser.

Das ist ein ungewöhnlicher Strom. Er ist in seinem Quellbereich groß und teilt sich dann in vier Flüsse. Heutige, von Regen gespeiste Flüsse sind anders: Viele kleine Bächlein vereinen sich zu immer größeren Fließgewässern. Erst zum Schluss ergibt sich ein Strom. Der Strom aus Eden war darum vermutlich aus der Erde gespeist, vergleiche die „Brunnen der großen Tiefe“ im Sintflutbericht, Genesis 7:11In dem sechshundertsten Jahr des Alters Noahs, am siebzehnten Tage des zweiten Monats, das ist der Tag, da aufbrachen alle Brunnen der großen Tiefe, und taten sich auf die Fenster des Himmels, .... Siehe auch Hes. 47:1-5.

11 Das erste heißt Pison, das fließt um das ganze Land Hevila; und daselbst findet man Gold.
12 Und das Gold des Landes ist köstlich; und da findet man Bedellion und den Edelstein Onyx.
13 Das andere Wasser heißt Gihon, das fließt um das ganze Mohrenland.
14 Das dritte Wasser heißt Hiddekel, das fließt vor Assyrien. Das vierte Wasser ist der Euphrat.

Die nachsintflutlichen Flüsse Euphrat etc. sind regengespeist und haben mit den vorsintflutlichen Strömen aus Eden nichts gemein, außer dem Namen, mit dem man sich vielleicht an Vergangenes erinnern wollte.

15 Und Gott der HErr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn baute und bewahrte.

So sollte der Mensch über die Tiere herrschen (Genesis 1:26Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.) und, sich daraus logisch ergebend, mit ihrer Hilfe den Garten Eden bauen und bewahren.

16 Und Gott der HErr gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten;
17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben.

Im Hebräischen steht dort statt „wirst du des Todes sterben“: Ganz sicher wirst du sterben, oder: Sterbend wirst du sterben. Damit in Übereinstimmung waren Adam und Eva vom Tag des Sündenfalls an Krankheit, Altern und körperlichem Verfall preisgegeben. Auch der Tod passt ins Bild. Adam starb allerdings erst mit 930 Jahren. Gott kündigt hier jedoch an, dass Adam an genau dem Tag, an dem er vom Baum isst, ganz sicher sterben werde. Das Wort sterben muss verschiedene Anwendungen haben. Jesus bestätigt das, vgl. Joh. 11:25-26Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben., Offenb. 20:14Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod.. Die Beendigung der Existenz ist für Lebewesen, die zur Ewigkeit erschaffen wurden, vielleicht gar nicht möglich.

Dass Adam und Eva am Ende ihres Lebens körperlich starben, kann nicht die Folge davon sein, dass Adam und Eva vom verbotenen Baum aßen. Adams körperlicher Tod war immanent, vorgesehen, warum wäre sonst ein Baum des Lebens im Garten Eden, von dem Gott sagt, dass wer von dem Baum isst, immer leben werde, vgl. Gen 3:22Und Gott der HErr sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!? Es muss genau an dem Tag, an dem Adam und Eva aßen, etwas Gewaltiges passiert sein, vielleicht die Seele betreffend, vielleicht einen „geistlichen Leib“ betreffend (1. Kor. 15:44-46Es wird gesät ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Ist ein natürlicher Leib, so ist auch ein geistlicher Leib. Wie es geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, „ward zu einer lebendigen Seele“, und der letzte Adam zum Geist, der da lebendig macht. Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche; darnach der geistliche.), auf jeden Fall ein Verlust ohnegleichen. Man kann nur ahnen, wie groß der Verlust an jenem Tag gewesen sein muss, wenn man sich vorstellt, man wollte in der jetzigen menschlichen Verfassung, mit seinem armseligen Wesen und Verstand, ein Gesprächspartner und ein Gegenüber Gottes sein. Ganz unvorstellbar! Vergleiche dazu Ps. 8:5-6... was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschenkind, dass du sich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt..

Von dem in Vers 9 genannten Baum des Lebens war es nicht verboten zu essen, vgl. aber Gen. 3:24und trieb Adam aus und lagerte vor den Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens..

18 Und Gott der HErr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.

Gott hatte den Menschen fertig erschaffen, vermutlich dass er Gottes Gegenüber sei. Die Gehilfin, die Gott dem Menschen zugesellen will, ist hingegen für Adam geschaffen, nicht für Gott. Die einzige Bestimmung der Kreatur, die Gott hier ankündigt zu erschaffen, ist, dass sie dem Menschen eine Gehilfin sei. Das hebäische ezer, das Luther mit „Gehilfin“ widergegeben hat, heißt ganz korrekt: Hilfe. Die Menge-Übersetzung lautet: „Hierauf sagte Gott der HERR: ‚Es ist nicht gut für den Menschen, dass er allein ist: ich will ihm eine Hilfe schaffen, die zu ihm passt (oder: ihm zur Seite stehe).‘“

19 Denn als Gott der HErr gemacht hatte von der Erde allerlei Tiere auf dem Felde und allerlei Vögel unter dem Himmel, brachte er sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch allerlei lebendige Tiere nennen würde, so sollten sie heißen.

Solche kreative Leistung kann man sich von heute lebenden Menschen kaum vorstellen. Dadurch, dass Adam den Tieren im Garten Eden einen Namen gibt, bestätigt Gott ihn als Herr über sie. Siehe auch Genesis 3:20Und Adam hieß sein Weib Eva, darum dass sie eine Mutter ist aller Lebendigen., wo Adam seiner Frau Eva einen Namen zuweist (vgl. Genesis 17:15Und Gott sprach abermals zu Abraham: Du sollst dein Weib Sarai nicht mehr Sarai heißen, sondern Sara soll ihr Name sein.).

Für wen war es wichtig zu wissen, wie die Tiere heißen? Für Gott? Für Adam? Dann hätte Adam auch die Pflanzen benennen müssen. Hier deutet sich an, dass die Tiere sprechen konnten und sie von Adam erfahren mussten, wie sie sich selbst nennen sollten. Die Überzeugung, dass die Tiere im Paradies sprechen konnten, findet sich durchaus in frühen biblischen Kommentaren, so z. B. im apokryphen Buch der Jubiläen 3:28An diesem Tag verstummten alle wilden Tiere, das Vieh, die Vögel und alles, was geht und sich bewegt; denn sie hatten miteinander alle mit Einer Lippe und Einer Sprache gesprochen. [Übersetzung: Paul Rießler] aus dem 2. Jahrhundert vor Christus.

20 Und der Mensch gab einem jeglichen Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre.

Es wirkt hier so, als ob Gott unter den Tieren nach einer Gehilfin für Adam ausschaut oder wenigstens demonstriert, dass in der Tierwelt keine persönliche Lebensbegleitung für den Menschen existiert. Wären die Tiere in diesem Stadium der Schöpfung schon so dumm und nur zum Schlachten geeignet gewesen, wie sie nach dem Sündenfall dargestellt werden (2. Petr. 2:12Aber sie sind wie die unvernünftigen Tiere, die von Natur dazu geboren sind, dass sie gefangen und geschlachtet werden ...), dann wäre Gottes Suchakt eine Farce gewesen. Nein, die Tiere müssen feine Wesen gewesen sein, die eine Nähe und Ausrichtung zum Menschen hatten. Dass das hier genannte Vieh und die Vögel sprechen konnten, ist wahrscheinlich. Vermutlich hat Gott den Tieren nach dem Sündenfall den Mund verschlossen (vgl. 4. Mose 22:28Da tat der HErr der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was habe ich dir getan, dass du mich geschlagen hast nun dreimal?).

Vers 20 legt nahe, dass für Tiere nicht vorgesehen ist, persönlicher Lebenspartner eines Menschen zu sein.

21 Da ließ Gott der HErr einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm seiner Rippen eine und schloss die Stätte zu mit Fleisch.

Auch das müsste noch am 6. Tage geschehen sein. Gott erschafft die Frau nicht aus Erde, wie Adam, bläst ihr auch nicht den lebendigen Odem in ihre Nase wie Adam (V. 7), damit sie eine lebendige Seele würde, sondern erschafft sie aus Adams Fleisch, sodass sie eine ungeheuer starke Orientierung auf den haben muss, aus dem sie erschaffen ist. Christus sagt vermutlich mit Bezug auf Evas Erschaffung, dass Eheleute „ein Fleisch seien“ (Matth. 19:5-6... und sprach: „Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und werden die zwei ein Fleisch sein“? So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.), siehe unten V. 24. Von den 206 Knochen des menschlichen Körpers ist die untere Rippe übrigens der einzige Knochen, der – wenn chirurgisch korrekt entfernt – komplett nachwächst, siehe Srour, M. K.Srour, Marissa K. et al.: Natural large-scale regeneration of rib cartilage in a mouse model. Journal of Bone and Mineral Research, 30(2), Febr. 2015, 297-308.

22 Und Gott der HErr baute ein Weib aus der Rippe, die er vom Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.

Es gibt kein Geschöpf Gottes, dessen Erschaffung so ausführlich und detailliert beschrieben und begründet wird, wie die Erschaffung der Frau. Die Kenntnis von der Erschaffung der Frau ist darum für den christlichen Glauben zentral. Es soll kein Zweifel bestehen, dass die Frau auf anderem Wege und zu anderem Zweck erschaffen wurde als der Mann. Die aktuelle Proklamation der Gleichheit der Gechlechter ist darum in offenem Widerspruch zu Gottes intendierter Ordnung und ist eine Sünde, deren Gewichtigkeit und Folgenschwere vermutlich nicht überschätzt werden kann.

23 Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin heißen, darum dass sie vom Manne genommen ist.
24 Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und sie werden sein ein Fleisch.
25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.

Der Mensch (hebräisch adam) ist für Gott erschaffen, die Frau ist für den Menschen erschaffen, vgl. 1. Kor. 11:3Ich lasse euch aber wissen, dass Christus ist eines jeglichen Mannes Haupt; der Mann aber ist des Weibes Haupt; Gott aber ist Christi Haupt.. Darum ist die Übersetzung „der Mensch und sein Weib“ sehr passend und weit entfernt von der Vorstellung eines gleichgestellten Duos „Mann und Frau“.



Weiter mit Genesis 3